Renate

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Ostermontag abends gegen 21:30 Uhr ein Anruf der unser ganzes Leben verändern sollte, – “Melanie ist tot, die Spielothek wurde überfallen.”- Ich weiß heute nicht mehr, wie ich nach Adelebsen gefahren bin, immer nur den Gedanken im Kopf, – das ist nicht wahr, nicht meine Tochter – .

Wie wir ankommen, steht der Notarzt vor der Tür. Mein erster Gedanke – wenn der Notarzt da ist gibt es auch noch Hoffnung. Aber meine Hoffnung wurde sofort enttäuscht. Dann das Gefühl ich muss zu ihr, ich muss sie noch mal sehen. Aber die Polizei verweigert mir den Zugang wegen der Spurensicherung. Wir stehen auf der Straße und können das alles nicht fassen. Ich hab das Gefühl, ich kann das erst glauben, wenn ich sie sehe. Aber gleichzeitig die Gewissheit, sie ist tot. Ich habe ihren Abschied gespürt.

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Irgendwann fahren wir nach hause, die Nacht scheint kein Ende zu nehmen. Die nächsten 14 Tage leben wir irgendwie mit dem Schock, alles andere wird absolut unwichtig, planen können wir nur von einem Tag auf den anderen. Ich wandere am Rande eines Abgrundes. Nach ein paar Tagen wird sie von der Polizei freigegeben und wir können sie endlich sehen, in Rosdorf in der Kapelle aufgebahrt. Ihr Bruder Bastian hatte die gute Idee, ihr noch einen Brief zu schreiben und mitzugeben. Das hat dann jeder für sich getan. Es gab mir das Gefühl ihr noch etwas sagen zu können. In der Kapelle stehe ich fassungslos vor ihr, ich bin entsetzt über ihre schweren Verletzungen, was hat man ihr angetan, was hat sie leiden müssen. Die nächsten Tage weiß ich nicht wohin mit meiner Wut auf den Täter, ich könnte explodieren und andererseits ist man zur Untätigkeit verurteilt.

Bastians Idee war es auch, für seine Schwester diese Homepage einzurichten. Wir freuen uns über jeden Eintrag im Gästebuch oder über Kontakt. Irgendwann möchte ich auch auf einige antworten. Im Moment geht es noch nicht. Dann kam Kellys Eintrag, in Belgien hat er nämlich noch mal das gleiche versucht wie in Adelebsen, Gott sei dank hat sie überlebt. Ihr Bericht macht uns noch einmal deutlich, was Melanie durchgemacht hat. Es beruhigt mich aber auch etwas, wenn sie schreibt, dass sie die Schmerzen erst im Krankenhaus empfunden hat.

Ich lebe zeitweise immer noch wie in einem Alptraum. Das Schlimmste was dir passieren kann, – ist passiert – es ist kein Traum – es ist wahr. Wie soll man das vermitteln?

Renate Klammer

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