Carina

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Heute möchte auch ich meine Gedanken, die mich seit dieser grausamen Tat beschäftigen, äußern.

Melli war für mich meine Tante und für Sie war ich ihre Nichte, dazu muss ich aber noch sagen, dass sie nur zwei Monate älter und um vieles viel kleiner war, wie ich. Wir hatten viel Spaß miteinander, wenn wir mal zusammen waren. Leider ist der Kontakt in der letzten Zeit ihres so kurzen Lebens eingeschlafen, was ich jetzt gerne ändern würde, was aber leider nicht mehr möglich ist. Auch ich habe sie am Ostersonntag beim Osterfeuer das letzte Mal gesehen, was mir immer noch unbegreiflich ist, dass das wirklich das letzte Mal gewesen sein sollte.

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Ein paar Tage vor ihrem Tod haben mein Mann und ich erfahren (ich war in der 6. Woche), dass wir unser zweites Kind erwarten, ….dieses Kind war nicht geplant. Als der Mord passierte, war ich mir nicht sicher, ob ich dieses Kind behalten möchte. Die Melli wollte ein Kind haben, und durfte nie erfahren, was es heißt, Mutter zu sein und ich bekomme bereits mein zweites, und das auch noch ungeplant – ich fand das irgendwie ungerecht!!!! Inzwischen ist die Kleine vier Monate alt, und ich bin sehr froh, dass ich mich dazu entschlossen habe, dieses Kind zu behalten.

Als ich in die traurigen, verzweifelten und auch wütenden Gesichter der Eltern, des Bruders sowie von Gerd geschaut habe, habe ich gedacht, dass ich das hoffentlich nicht erleben muss, eines meiner Kinder zu Grabe tragen zu müssen.

Die Verabschiedung am offenen Sarg hat mir ein wenig geholfen, den sinnlosen Tod von Melli ein wenig zu begreifen, dass es wirklich passiert ist und es kein böser Traum ist, da ich nicht glauben wollte, dass sie wirklich nicht mehr unter uns ist, ich habe bis dahin gehofft und es mir auch versucht einzureden, dass da jemand anders ermordet wurde und Melli entführt wurde – und noch lebt. Aber der Blick in den Sarg und in die Gesichter der Familie hat mir entgültig die Hoffnung genommen, dass sie noch lebt.

Sieben Wochen vor der Geburt meiner kleinen Tochter hatte ich einen Verkehrsunfall. Ich kam auf regennasser Fahrbahn auf einer kurvenreichen Strecke von der Straße ab (die Straße ist übersichtlich und man darf dort 100 km/h fahren) – ich bin ca. 60 km/h gefahren aber auf der Fahrbahnmitte, und was ich nicht wusste, war, dass es dort eine Bodenwelle gibt, auf dieser bin ich dann abgehoben und habe dann die Kontrolle über das Auto verloren, ich kam ins schleudern, drehte ich mich in die entgegengesetzte Richtung, durch die Windschutzscheibe bohrte sich ein Schild, die in den Kurven die Schärfe anzeigen, und dann überschlug ich mich und blieb dann auf der Beifahrerseite liegen. Während des Überschlags schrie ich “Melli – nein”!!! Ich war der Meinung, dass sie den Ausgang des Unfalls jetzt in der Hand hat – und ich stieg unverletzt (außer Schädel-Hirntrauma) aus dem Auto, durch die herausgetrennte Windschutzscheibe. Dem Baby ist wie durch ein Wunder – und zum Erstaunen aller – nichts passiert und Gott sei dank hatte ich meinen 1 1/2 jährigen Sohn nicht dabei!!! Wäre meinen Kindern was passiert, ich glaube, ich hätte das nicht verkraften können.

Jetzt ist der Tod von Melli schon ein Jahr her, und um so länger die Zeit ist, um so unbegreiflicher ist mir diese Tat – und dass sie einfach nicht mehr da ist.

Jetzt steht endlich der Prozess bevor, auf den wir so lange gewartet haben, und wo ich auch ein wenig Angst vor habe, aber ich hoffe für Melli und ihre Familie, dass dieser Kerl seine gerechte Strafe bekommt, was bei den Gesetzen hier in Deutschland wahrscheinlich nicht eintrifft.

Ich habe jetzt meine Gedanken, die mich schon so lange beschäftigen, einfach mal nieder geschrieben und hoffe, dass Ihr, liebe Familie Klammer und lieber Gerd, weiter die Kraft habt, mit Melli im Herzen weiterzuleben!!!

Liebe Grüße
Carina mit Familie

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